Glossiert: Oberursel im Baufieber

Eine Statistik brachte es jüngst zu Tage: In keine andere Stadt des Vordertaunus ziehen mehr Einwohner als nach Oberursel. Im Vergleich zu den umliegenden Gemeinden erscheint Oberursel als bauwütige Krake, die ohne Rücksicht auf bestehende Bevölkerungstrukturen immer wieder neue Baufenster aufreißen muss, um dem eigenen Selbstanspruch einer familienfreundlichen Stadt gerecht zu werden. Die Entwicklung des Camp King ist nachvollziehbar, weil eine bestehende Nutzung durch den Abzug der US-Truppen die Möglichkeit einer andersartigen Verwendung im Sinne der Familien geradezu nahelegte. Aber muss man in jede sich bietende Lücke – z.B. in das ehemalige Südzucker-Gelände – eine derart enge Bebauung hineinstopfen, wie dies unter der Bezeichnung „Ober den Birken“ geschah? Wer zwingt die Verwaltung oder die Stadtverordneten, eine viergeschossige Bauweise am Ende einer der schönsten Straßen von Oberursel (dem Altenhöfer Weg) zuzulassen? Will man hier den Bauträger beglücken? Es ist verständlich, dass sich Bauträger um die Filetgrundstücke Oberursels im Oberurselern Norden in Waldrandlage reißen. Aber wie kann das Bauamt es zulassen, dass sich ein Bauträger offensichtlich nicht – wie am Forsthausweg geschehen – an festgelegte natürliche Geländehöhen hält, sondert dort die Häuser so errichtet wie er es will? Die Dummen sind die Käufer, die sich auf die Angaben des Bauträgers verlassen haben. Ein Bauträger weiß das und nutzt dies entsprechend aus. Ich kann mich nicht erinnern, wann es in den vergangenen 40 Jahren in Oberursel zu von Amts wegen angeordneten Rückbauten kam. Die einzige Möglichkeit, derartige Zustände zu verhindern, sind städtische Kontrollen während der Bauphase.

Liebe Oberurseler Verwaltung, lieber Magistrat: Lasst es ein wenig ruhiger angehen. Oberursel muss nicht alles mitmachen, was an Vorschlägen von Bauträgern auf den Tisch kommt. Und wenn, dann sollte ganz genau hingeguckt werden. Und zwar nicht nur vorher, sondern auch in der Bauphase.

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